Marco Pogacnik „Architektur in Italien 1950-1970“

Die zweite Hälfte der fünfziger Jahren beendete in Italien die Zeit des Wiederaufbaus, eine Zeit der Suche nach einer neuen sozialen und kollektiven Verantwortung für die Arbeit des Architekten. Obwohl die meisten Architekten ihre berufliche Tätigkeit unter dem Faschismus angefangen hatten, stellte sich die Rekonstruktion als eine Schulung heraus, um eine neue Besinnung in der Architektur zu begründen. Der soziale Wohnungsbau, die Pflege der historischen, vom Krieg zerstörten Stadtzentren, die Realisierung von neuen Museen, das Aufblühen einer Großindustrie mit kulturellen Ansprüchen (Olivetti, Pirelli, Eni), All das trug bei, Italien in ein ‘modernes’ Land zu verwandeln. Dabei ging Italien seinen eigenen Weg unter den fortgeschrittenen Industrie-Ländern, was den Mythos “Made in Italy” prägte. Literatur, bildende Künste, Kino spiegelten diese neue historische Lage, welche trotzdem noch viele Schatten in sich selbst barg – Widersprüche die bald nach der Ölkrise Anfang der 70er Jahre immer gravierender die Entwicklung Italiens hemmten. In diesem historischen Rahmen werden einige beispielhaften Werke analysiert, die von Libera, Scarpa, Nervi, Moretti u.a. gebaut wurden.

Marco Pogacnik ist Professor für Architekturgeschichte an der Universität IUAV in Venedig und war als Gastprofessor in Potsdam, Dortmund, Innsbruck und Kaiserslautern tätig. Er war Kurator der Ausstellung „Adolf Loos und Wien“, Wien 2011 und hat unter anderem über K.F. Schinkel, A. Libera, C. Scarpa und Mies van der Rohe publiziert. 2014 hat er die Ausstellung “Details: architecture seen in section”, als Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig 2010 kuratiert.