Quartier 74°, Aachen

Juryurteil Architekturpreis Aachen 2020

Die Maßnahme bildet den ersten Bauabschnitt eines größeren Planungsumgriffs an dessen Ende die Schließung der Blockränder und die Aufwertung des Blockinnenbereichs stehen.

Das Wohnprojekt Quartier 74° schafft durch ein elegant geschwungenes Gebäude und dessen Verbindung zum zurückliegenden Landesbau einen neuen öffentlichen Platz durch den Anschluss des Neubaus an den zurückliegenden Kopf des Landesbades. Diese städtebauliche Geste erweitert gekonnt den Straßenraum und ermöglicht einen nötigen Abstand zwischen dem großmaßstäblichen Gebäudekomplex und vorhandener kleinmaßstäblicher Bebauung. Es entsteht ein völlig neuer Stadtraum, der das Landesbad aus der Lage in der „2. Reihe“ in die erste Reihe befördert.

Der Abschluss des denkmalgeschützten Ärztehauses durch einen „abstrakten“ Giebelbau unterstreicht die klare städtebauliche Geste. Lediglich die Frage der Massstäblichkeit der Fassade zur Altdorfstraße wird in der Jury in ihrer Stringenz und Gleichförmigkeit kontrovers diskutiert.

Es werden hochwertige, durchgesteckte Wohnungen erzeugt, die allesamt über große Terrassen bzw. Balkone zum Blockinnenbereich und damit zum Grünen verfügen. Die Ausgestaltung dieser Rückfassade überzeugt durch Skulpturalität, die durch die geschossweise leicht versetzten Balkone verstärkt wird, Diese Versätze schaffen sehr gute Belichtungsverhältnisse und tragen damit zur erheblichen Steigerung der Wohnqualität bei.

Die beschriebene Nutzung des vorhandenen 74° heißen Quellwassers für die Warmwasserversorgung und Heizung des Quartiers wird als kluger Beitrag zur Nachhaltigkeit des Quartiers gewürdigt. Ein beispielhaftes Projekt zur Schaffung von qualitätvollem Wohnraum in einer komplexen Grundstückssituation. Die hochwertige Ausführung des Projektes ist lobenswert.