Foto: Florian Holzherr

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021

Fabian A. Wagner – Das Schwarze Haus

Foto: Florian Holzherr

Fabian A. Wagner – Das Schwarze Haus

Projekt
Das schwarze Haus
Architekt
Fabian M. Wagner, München


Zersiedelte Flächen, gesichtslose Ortschaften und formlose Einfamilienhäuser prägen hierzulande den ländlichen Raum. Dies trifft auch auf das Ostufer des Ammersees zu. Im Kontrast dazu steht das kleine, schwarze Haus, das sich schon alleine durch seine verkohlte Fassade von der örtlichen Bebauung abhebt. Das Gebäude sitzt zwischen zwei Bestandsbauten, einem Bürogebäude und einem Mehrfamilienhaus. An letzteres schließt es direkt an, hebt sich aber als eigenständig wahrnehmbares Gebäude von ihm ab und fügt so dem heterogenen Gefüge ein weiteres Element hinzufügt.

Seine Qualität erlangt der Bau dadurch, dass unterschiedlich hoher Räume unter Ausnutzung der Grundstückstopografie scheinbar ineinandergesteckt wurden. Außen ist dies in den Versprüngen von Terrasse und Souterrain sowie in der Dachform ablesbar. Im Inneren gehen hingegen Räume und Nutzungen ineinander über, überlagern sich und ermöglichen unterschiedliche Raumerfahrungen.

Dank eines großen Ausschnitts in der Betonstruktur geht der Raum fließend ins Freie über. Das Raumprogramm wurde auf eine  Küche mit Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss sowie ein Schlafzimmer mit Bad und separatem WC im Untergeschoss reduziert. Während der Eingangsbereich mit Küche auf dem Niveau des Bestands liegt, schließt der Fußboden des erhöhten Essbereiches ebenerdig an das Gelände an. Mittels zweier Pivot-Fenster lassen sich Nord- und Westfassade nahezu vollständig öffnen – die Ecke kragt frei aus. Auch an der Dachform lässt sich der  Gebäudeversprung ablesen: Der Bau schließt mit einem Flachdach an das Wohnhaus an, während über dem Halbgeschoss ein Satteldach errichtet wurde.

Das Interieur ist in Form und Material zurückhaltend gestaltet. Alle Einbauten, wie Küche, Schränke, Türen und Fenster, sowie der Treppenturm sind aus naturbelassener, geölter Eiche gefertigt. Gleichzeitig wurde so die Möglichkeit geschaffen, Bodenplatte und Decke als fertige Fußböden zu verwenden, wobei die Oberflächen lediglich geschliffen wurden, um die Gesteinszuschläge sichtbar zu machen. Wände und Deckenflächen aus Sichtbeton wurden sandgestrahlt. Auf chemische Behandlung konnte im gesamten Bau verzichtet werden. So wurde die Holzfassade versiegelt, indem sie verkohlt wurde. Die Holzschalung  ist dadurch wasserabweisend und resistent gegen Pilzbefall. Der Bau präsentiert sich in Form und reduziertem  Materialeinsatz puristisch und klar.

Fabian A. Wagner
BUERO WAGNER
Mariahilfstraße 8
81541 München
www.buerowagner.eu
E-Mail

 

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021 – Preise

Das Schwarze Haus am Ammersee ist ein minimales Wohnhaus.
Es fügt sich in seinen heterogenen Kontext ein, behauptet sich
eigenständig und zeigt, dass vielschichtige Architektur auf kleinster
Fläche entstehen kann. Durch die geschickte Eingliederung in die
Topografie und dadurch, dass verschieden hohe Räume miteinander
verschnitten werden, verbindet der Architekt vorbildlich Funktionen
mit Raumqualitäten zu einem spannungsvollen Raumgefüge.
Differenzierte Öffnungen schaffen hierbei unterschiedliche Beziehungen
der Räume zur umliegenden Landschaft: das geschützte
Schlafen auf der unteren Ebene, das Kochen auf der Eingangsebene
mit Blick ins Grüne und das Wohnen im Übergang zur Natur.
Die beiden großen Pivot-Fenster im Wohnbereich heben hier die
Grenze zwischen innen und außen auf und lassen den architektonischen
Raum mit dem Naturraum verschmelzen.

Diese räumlichen Qualitäten des Schwarzen Hauses werden mit
einem Materialkonzept, reduziert auf Beton und Eiche, umgesetzt.
Die präzise gefügten Materialien werden roh belassen und subtil
durch ihre Oberflächenbehandlung gestaltet. Der Beton übernimmt
mit einer Flächenheizung zugleich eine thermische Funktion und
schafft eine wohltuende Reduktion der technischen Einbauten. Dieser
bedachte Umgang mit dem Material setzt sich in der Fassade
fort. Sie ist aus verkohlter Holzschalung nach japanischer Tradition
und kommt durch den natürlichen Schutz der Holzkohle ohne chemische
Behandlung aus.

Mit dem Schwarzen Haus überzeugt Fabian A. Wagner die Jury
und zeigt mit viel Gespür für Raum und Materialität, wie aus einer
bewussten Reduktion aus Wenig Viel entstehen kann.

Für die Jury
Christina Beaumont