Schnepp Renou

Preisträger BDA-Architekturpreis Nike 2022
Preisträger BDA PREIS BERLIN 2021

Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch

Berlin

Schnepp Renou

Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch

Berlin
Projekt
Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
Architekt
Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mbH
Bauherr
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin

Inmitten eines neuen Wohngebietes in der Nähe des Nordbahnhofes befindet sie sich, die Ernst Busch. Äußerlich kommt sie irgendwie bescheiden daher. Besteht sie doch im Wesentlichen aus nur drei Gebäudeteilen: Ein 4-geschossiger Altbau aus den 50er-Jahren und an dessen Gebäudefront zwei deutlich kleiner dimensionierte Neubauten. Einer davon ist ein ca. 5-geschossiger Quader aus einer regelmäßigen, fachwerkartigen Holzstruktur mit dahinter liegender, semitransparenter Polycarbonatfassade. Der andere ein eingeschossiges, gläsernes Bauwerk mit einer vorgesetzten weißen Vorhangfassade aus unregelmäßig perforiertem Metall. Zwischen diesen beiden dann der Haupteingang.

Tritt man ein, so wird plötzlich alles groß – baulich wie inhaltlich! In diesem Würfel eingefasst befinden sich zwei übereinander gestapelte Studiobühnen mit rund umlaufenden, frei zugänglichen Bühnengängen. Wie ein auf Links gedrehtes T-Shirt stülpt sich hier das Innere nach Außen, der Betrachter wird Akteur, wird Teil der Crew aus Beleuchtern, Bühnenarbeitern, wartenden Schauspielern und zwischengelagerten Dekorationselementen. Backstage-Feeling statt Prosecco!

Bewegt man sich weiter nach hinten so durchläuft man einen breiten Gang. Auffällig hier die scheinbare Mischung aus Fertigem und Unfertigem. Dabei stellt die untere Region des Ganges eine präzise durchgearbeitete Abfolge von Türen und frei bemalbaren, großformatigen Tafeln dar. Dieses Szenario bildet einen klaren Horizont in etwa der Mitte des Raumes. Oberhalb wirkt dann alles rau und fast brachial. Der Gang erschließt ein Sammelsurium an spannenden Räumen und Werkstätten wie der Gewandmeisterei, der Kostümschneiderei oder der Metallwerkstatt. Jeden Raum möchte man ergründen, reingehen und schnuppern. Ein in seiner Dimension angemessener, aber durchaus maskulin wirkender Treppenraum führt nach oben in die zweite Ebene des Abenteuerspielplatzes mit Probebühnen, Medienstudio, Seminarraum und Bibliothek.

Insgesamt überzeugt die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch als ein sehr gelungenes bauliches Potpourri aus Alt und Neu, aus Roh versus Präzise, aus Improvisation statt Perfektion, als Inszenierung mit bestechender Atmosphäre – ein Bau als perfektes Hochschulbühnenbild mit ganz viel Geist und ganz wenig Dekoration!

Mark Jenewein, Architekt LOVE architecture & urbanism, Graz

Votum der Jury Nike 2022

Die renommierte Hochschule für Schauspielkunst hat den Standort der ehemaligen Opernwerkstätten übernommen und ihn durch Um- und Neubau für ihre Zwecke hergerichtet. Das so entstandene Ensemble fügt sich aus drei Teilen zusammen: dem ertüchtigten Altbau, dem hölzernen Bühnenturm und dem gläsernen Theatercafé.
Entstanden ist ein Ort, der Freiräume zum spontanen Agieren anbietet. Dafür sorgt eine bewusst unperfekte Atelieratmosphäre: Altes und Neues, Rohes und Verfeinertes treffen zusammen und stehen für die Idee des Erprobens als offener, experimenteller Prozess.

Aus dem begrenzten Budget wurde eine eigene Architektursprache des Unfertigen entwickelt, bei der Holz als klassisches Theater- und Baumaterial den Grundstoff bildet. Das Zusammentreffen von Alt und Neu zeigt sich als eine Art „Wasserlinie“, die sich auf einer Höhe von 2,30 Metern durch das Gebäude zieht und die gestalterischen Eingriffe begrenzt. Alles darüber bleibt im vorgefundenen oder rohen Zustand.

Die Jury sieht die Schauspielschule als raffinierte Fügung verschiedener Bauteile, Materialien und Nutzungen zu einem anregenden Bildungsort.

Preisträger

BDA-Architekturpreis Nike 2022 – Nike für Fügung

Preisträger

BDA PREIS BERLIN 2021 – Preisträger BDA PREIS BERLIN 2021