Florian Holzherr

Preisträger BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2006

Haupverwaltung KangaROOS

Pirmasens

Florian Holzherr

Haupverwaltung KangaROOS

Pirmasens
Projekt
Haupverwaltung KangaROOS
Architekt
landau + kindelbacher architekten - innenarchitekten
Bauherr
Bernd Hummel GmbH

Die ehemals florierende deutsche Schuhmetropole Pirmasens wurde in den 80er Jahren von der Abwanderung der Schuh- und Gerberei-lndustrie in die Billiglohnländer infrastrukturell schwer getroffen. Der Leerstand und die einhergehende Verwahrlosung der teilweise bedeutenden lndustriedenkmäler der Gründerzeitschuhfabriken ist die bauliche Folge.

Die Keimzelle der ehemalige Schuhfabrik Neuffer wurde 1894 als einfaches kubisches Gebäude mit Innenhof errichtet. In den folgenden Jahren wurde die Anlage mehrfach erweitert und erhielt schließlich 1926 Ihre historisierende Prunkfassade. Zu Spitzenzeiten gingen hier mehr als 2000 Menschen der Schuhproduktion nach.

Die schlossartige Fabrikanlage dominiert städtebaulich noch heute die Silhouette der Stadt Pirmasens. 1990 wurde die Anlage durch einen privaten Investor erworben und zu einem Dienstleistungs- und Ärztezentrum umgewandelt und damit vor dem Verfall gerettet. 2004 wurde das Büro landau + kindelbacher mit der Planung der Hauptverwaltung Bernd Hummel GmbH in der Bel Etage der ehemaligen Fabrikanlage beauftragt.

Das Raumprogramm forderte neben den üblichen Büroräumen für die Verwaltung, kreative Räume für die Bereiche Schuhdesign, Produktentwicklung, Produkt Testing und Flächen für Präsentation und Meetings. Ein unkonventioneller Bauherr und die offene, demokratische Unternehmensphilosophie spiegeln sich in den entstandenen Räumlichkeiten wider. Schon der Empfangsbereich mit einer raumhohen Glaswand, bedruckt mit einem Motiv aus der ehemaligen Schuhproduktion, entführt den Besucher in eine andere Zeit. An den Empfangsbereich schließt eine multifunktionale Ausstellungsfläche an, deren drehbare Wände für wechselnde Kunstausstellungen genutzt werden. Namhafte Künstler haben die Galerie schon über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Die offene Kommunikationszone wird wechselweise als Cafeteria, Ausstellungsfläche oder zur Produktpräsentation genutzt. Variable Sitzmöbel können sowohl als Wartezone, als auch Präsentationsflächen genutzt werden. Die Galerie und die eine Ebene tiefer liegende Big Show sind der Mittelpunkt des Industriedenkmals.

Die Nutzung als Präsentations- und Besprechungsflächen gibt dem Ort seine ursprüngliche Bestimmung zurück.

Erhaltung der historischen Substanz und funktionale Einbauten für eine moderne Büronutzung bestimnren das Konzept; Sichtmauerwerk aus dem typischen regionalen Sandstein an den Wänden und Fensterleibungen, dazu lichtgraue Beschichtung an Boden, Wände und Decken zieht sich wie ein roter Faden durch das Gebäude. Die notwendigen Versorgungsleitungen liegen sichtbar auf Putz und integrieren sich unauffällig in das Gesamtbild. Restaurierte raumhohe Verglasungen mit klassischer Sprosseneinteilung bieten den kreativen Köpfen im Bereich der Produktentwicklung und Produkt Testing eine besondere Atmosphäre.  Flexible, monochrome Möbel werden je nach Funktion und Anforderung behutsam in die historische Substanz eingebaut. Ein leuchtend rot lackierter Empfangstresen, kubische Eichenmöbel in der Cafeteria und ein eingebauter ,,Himmel“ über der Big Show und Galerie setzen wohlüberlegte Farbakzente.

Die Kombination aus moderner Unternehmenskultur und die gelungene Remineszens an ein altes Industriedenkmal erwecken die ehemalige Bel Etage zu neuem Leben.

 

 

Preisträger

BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2006 – Anerkennung