Foto: Atelier Loidl

Preisträger BDA Preis Niedersachsen 2019

Am Marstall

Hannover

Foto: Atelier Loidl

Am Marstall

Hannover
Projekt
Am Marstall
Architekt
Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH; pape + pape architekten, Kassel + Hannover; Architekten BKSP Grabau Obermann Ronczka und Partner mbB, Hannover
Bauherr
Landeshauptstadt Hannover, Amt für Tiefbau; STRABAG Real Estate GmbH; HOCHTIEF Infrastructure GmbH Building Hamburg I hanova

Die heutige Platzfläche Am Marstall, am nördlichen Rand der Altstadt, war bis in die 1940er Jahre nahezu flächendeckend mit Bürgerbauten und Gebäuden des ehemaligen Marstallkomplexes (Stallanlagen) bis zum Ufer der Leine bebaut. Mitten durch den heutigen Platz verlief die historische Stadtmauer, an die die damalige Bebauung beidseitig angrenzte. Mit den Zerstörungen des 2. Weltkrieges und im Zuge der Aufbauplanungen wurde der Marstall nach dem Grundgedanken der ‚Entdichtung der Altstadt‘ nicht wieder bebaut und erhielt die Funktion einer eben-erdigen Stellplatzanlage.
Mit zwei architektonisch hochwertigen Solitärgebäuden wird die Platzfläche Am Marstall heute wieder räumlich gefasst. Der langgestreckte Stadtplatz wird mit seinen großen Laubbäumen und den inselgleichen Grünflächen zum ruhigen und kontemplativen Ort zwischen Kreuzkirchviertel im Süden und Steintorviertel im Norden. Der westliche Solitär stellt den Abschluss des Platzes in Richtung des Hohen Ufers her. Der östlichen Solitär schirmt den Marstall gegenüber der Schmiedestraße ab und läßt dabei zur Straße hin, eine kompakte, kleinere Platzfläche als Gelenk zwischen Innen- und Altstadt frei. Das bodengleiche Wasserspiel bildet hier eine besondere Attraktion für die Passanten des Stadtraumes und die Besucher der Außengastronomie. Hochwertiges Granitsteinpflaster bildet die einheitliche Oberfläche des Marstalls. Der Bereich ist der atmosphärische Auftakt für die südlich anschließende Altstadt und das Hohe Ufer. Unterstütz wird die großzügige Wahrnehmung der Naturstein-flächen durch die eben- und materialgleiche Ausführung von Fahrbahn und Platzflächen. Die Mischung verschiedener Farbnuancen und Oberflächenbearbeitungen erzeugt eine freundliche, lebhafte Anmutung. Die den Marstall prägenden Pflanzflächen bedienen sich Freiformen, die an Kieselsteine erinnern. Durch die freien Formen werden Richtungsimpulse gesetzt. Die Räume zwischen den Freiformen sind ungewöhnlich und spannungsreich. Im lichten Schatten der imponierenden Altbäume bieten vielfältige Gräser, Farne, Seggen und Blühstauden poetische Bilder eines Gartens in der Stadt an.

Projekt BKSP
Das neue Wohn- und Geschäftshaus ist zwischen Marstallplatz und dem Hohen Ufer der Leine im Westen situiert. Die Hülle des Neubaus ist durch eine um-laufend gleichmäßige Perforation geprägt. Diese ruhige Gliederung der Fassaden fügt sich unaufgeregt ein in die Bebauung der Nachbarschaft. Die massiven Bauteile der Fassaden sind mit hellem Naturstein bekleidet. Metallische Faschen akzentuieren die Öffnungen und schaffen die Rahmen für „Paravents“ in den Fensteröffnungen. Der Naturstein lehnt sich in seiner Farbigkeit an die Natursteinbekleidung des Hohen Ufers an und kor-respondiert mit den südlich anschließenden Putzfassaden der ehemaligen Reithalle, VHS, Heilsarmee, etc.

Projekt pape + pape
Das neue Wohn- und Geschäftshaus am Marstall Ost wird als dreigeschossige Baufigur entwickelt, die sich sensibel in den städtebaulichen Kontext der hannoverschen Innenstadt einfügt. Dabei bildet das neue Gebäude in seiner selbstbewussten Typologie und Ausdrucksform einen prägnanten und eigenständigen Stadtbaustein als Auftakt der Umgestaltung des Marstall-Areals.  Die achsialsymmetrische Ausrichtung des Baukörpers stellt den Komplex als kompakte Einheit in den gegebenen Kontext zwischen Kreuzkirch- und Steintorviertel. Die leichte Rückstaffelung der Fassade mit angedeuteten Loggien in den oberen Geschossen zum Platz an der Schmiedestraße verleiht dem Gebäude Ruhe in dem sonst heterogenen Stadtumfeld.

Preisträger

BDA Preis Niedersachsen 2019

Mit der Entwicklung des Marstalls gelingt der Stadt Hannover und den Bürgern die Rückeroberung der Öffentlichkeit auf der Fläche einer vormals unternutzten Stellplatzanlage. Die gelungene Setzung zweier solitärer Baukörper gliedert den langgezogenen Raum zwischen Kreuzkirchviertel und Steintor, Hohem Ufer und Schmiedestraße in zwei Freiräume unterschiedlichen Charakters und Programms. Zur Schmiedestraße entwickelt sich ein belebter, robuster Platz
mit Wasserspiel, Restauration im Erdgeschoss zu einem verbindenden, urbanen Raum zwischen Altstadt und Innenstadt. Die beiden Neubauten spannen zwischen ihren Fassaden den zweiten Raum auf, der Baumbestand wird in Pflanzinseln gefasst, es entsteht ein Angebot zum Durchschreiten, über den Aufenthalt bis hin zur Kontemplation. Glückwunsch der Stadt zu dieser Maßnahme, die zwischen architektonischem und landschaftsarchitektonischem Eingriff, zwischen sozialer
Kontrolle und Freiraum neue Plätze und Flächen für die Begegnung und Kommunikation schafft und damit das Quartier und den öffentlichen Raum augenscheinlich aufwertet.