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Lanstroper Wohnhöfe – Das Modellprojekt des BDA Dortmund-Hamm-Unna wird realisiert

16. April 2024

Zukunftsgerechtes Wohnquartier zu bezahlbaren Mieten – Ein Modellprojekt des BDA Dortmund-Hamm-Unna realisiert mit der Emil’s GmbH und der Unterstützung der Stadt Dortmund

Modulbauweise, Systembauweise und Standardisierung gelten als die Zauberworte in der Wohnungswirtschaft und Politik. Durch hohe Stückzahl gleicher Bauelemente, Wohnungs- und Gebäudetypen soll die bezahlbare Wohnversorgung  gewährleistet werden. Die Vielfalt und Identität von Gebäuden und Quartieren sowie die natürliche Mischung von sozialen Gruppen bleibt dagegen zu oft auf der Strecke. Der BDA Dortmund-Hamm-Unna versucht nun einen neuen Weg zu gehen. Ab Sommer diesen Jahres wird in Dortmund ein Wohnquartier realisiert, dass durch die Lanstroper Wohnhöfe GbR, eine Projektgruppe von zwölf BDA-Architekturbüros zusammen mit der Emil’s GmbH aus Bergisch-Gladbach, initiiert und geplant wurde.
Für das etwa 1,1 Hektar große städtische Grundstück in Dortmund-Lanstrop entwickelte die Architektengruppe zunächst einen vielfältigen Quartiersraum mit einer kleinteiligen Parzellenstruktur als Basis für die weitere bauliche Entwicklung. Die dann folgenden Bebauungsentwürfe waren von Zielen des Klimaschutzes, der Freiraumqualität, der Nachhaltigkeit und den tragbaren Kosten bestimmt. Dreizehn individuellen und ortsbildprägenden Wohngebäuden mit 140 Wohnungen und insgesamt 11.100 Quadratmetern Wohnfläche liegt eine gemeinsame Tragwerksplanung, eine gemeinsame technische Gebäudeausrüstung und eine rationelle Systembauweise zugrunde.

Chronologie eines Modellversuchs

Bereits im Jahr 2016 entstand unter den KollegInnen des BDA Dortmund-Hamm-Unna die Idee, anhand einer konkreten Bauaufgabe nachzuweisen, wie geförderter Wohnungsbau langlebig, zukunftsgerecht, qualitativ und bezahlbar erstellt werden kann. Zu diesem Zweck stellte ihnen die Stadt Dortmund unter dem ehemaligen Planungsdezernenten Ludger Wilde ein unbebautes, rund 1,1 Hektar großes Grundstück mitten in einer Zeilenbausiedlung aus den 1960er-Jahren zur Verfügung. 2017 begannen dann dreizehn Büros aus dem BDA Dortmund-Hamm-Unna das Baugrundstück in stadträumlicher, bautypologischer, freiraumplanerischer und soziologischer Hinsicht zu analysieren. Anstelle eines anonymen städtebaulichen Wettbewerbs erarbeitete man in eigener Initiative und Verantwortung, in zahlreichen Workshops und Diskussionsrunden – auch mit dem Planungs-, Liegenschafts- und Wohnungsamt der Stadt Dortmund – ein städtebauliches Gesamtkonzept aus zunächst unterschiedlichen Planungsansätzen.

Unter dem Arbeitstitel „Neue Nachbarschaften für die Gartenstadt Lanstrop“ entwickelten die KollegInnen das Leitmotiv für die Nachverdichtung von Neu-Lanstrop. Aus scheinbar gegensätzlichen Auffassungen der Begegnungsangebote einer Wohnbebauung durch private grüne Innenhöfe und „halböffentliche“ Erschließungshöfe entstand das „Duale Konzept der Höfe“ mit vielen unterschiedlichen privaten und öffentlichen Grün- und Freiflächen. Die Höhenentwicklung der drei- bis viergeschossigen Bebauung und der fünfgeschossigen Landmarke passt sich der Höhenentwicklung der Umgebung an, ohne sie jedoch zu kopieren. Die beteiligten ArchitektInnen einigten sich auf wesentliche städtebauliche Rahmenbedingungen, Baulinien zum öffentlichen Raum, Baugrenzen zum Freiraum, ein Sockelgeschoß, Flachdächer und wesentliche Wegebeziehungen.

Soziale Mischung, Individualität und Gemeinschaft

Das Planungsteam teilte das Grundstück in dreizehn Parzellen, für die dann jedes beteiligte Büro ein Mehrfamilienhaus entwarf, dass für alle Wohnungen die Bedingungen und insbesondere die Flächenobergrenzen des geförderten Wohnungsbaus einhält. In weiteren Workshops wurden die Ergebnisse in Arbeitsmodellen zusammengestellt, erörtert und angepasst. Insgesamt entstanden so in der Planung dreizehn individuelle Gebäuden von zwölf BDA-Büros aus Dortmund, Unna und Lünen. Das Spektrum der Entwürfe umfasst dabei alle Wohnungsgrößen vom Apartment bis zur Familienwohnung, aber auch unterschiedliche Gebäudetypologien sowie ein Haus für gemeinschaftliches inklusives Wohnen und zwei öffentlich geförderte multifunktionale Quartiersräume für alle BewohnerInnen. Die energetische Qualität wurde als Passivhaus-Standard definiert. Fahrradstellplätze sind in überdurchschnittlicher Anzahl in den Gebäuden untergebracht und die PKW-Stellplätze bleiben trotz der hohen Kosten unter der Erde. Selbst die Abfall- und Wertstoffsammelanlagen sind dezentral innerhalb der Gebäude untergebracht. Rund zwei Drittel aller Wohnungen werden öffentlich gefördert, sind also mietpreisgebunden, davon jeweils die Hälfte in den Förderstufen A und B. Ein Drittel der Wohnungen werden frei finanziert. Fast alle Gebäude werden gemischt belegt, also von MieterInnen aller drei Mietstufen.

Im Mai 2022 beschloss das Land NRW die außerordentliche Förderung im Rahmen eines Modellprojektes der Quartiersförderung NRW. Die Baugenehmigungen sind inzwischen weitgehend erteilt – mehr als fünf Jahre nach dem ersten Workshop. Obwohl sich die Baukosten und Finanzierungsbedingungen in den Jahren von 2021 bis 2023 extrem ungünstig entwickelt hatten, hielt die Emil’s GmbH an der eigenständigen und individuellen Architektursprache der beteiligten KollegInnen fest. Die Baugrunduntersuchungen haben bereits begonnen. Die Emil’s GmbH wird die Wohnungen dauerhaft im eigenen Immobilienbestand behalten und in eigener Regie vermieten. Als Vorzeigeprojekt für bezahlbaren und qualitätsvollen Wohnungsbau stehen die Lanstroper Wohnhöfe vor allem für die Kollegialität und Kooperationsfähigkeit der ArchitektInnen im BDA.

 

Die GesellschafterInnen der Lanstroper Wohnhöfe GbR:
BAUART Gesellschaft für funktionales Bauen
Michael Beisemann Architekt BDA
Marcus Birker Architekt BDA
ECHT.FIETZ+ASSOZIIERTE Architekten BDA
Kroos + Schlemper Architekten
Marcus Patrias Architekten BDA
post welters + partner Architekten & Stadtplaner
EVAREBER Architektur + Städtebau
Schamp & Partner Architektur und Städtebau
Schreiter Architekten
Theißen + Partner Architekten
Weicken Architekten