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WHITE CUBE, GETREIDESILOS UND ROTER BETON

24. Oktober 2023

Museum Küppersmühle im Innenhafen Duisburg | ©Nicole Richter

Um uns herum hochkarätige Kunst von Anselm Kiefer, Gerhard Richter bis Bernd und Hilla Becher. Die Sammlung des Museum Küppersmühle für moderne Kunst (MKM) ist eine der größten für deutsche Kunst nach 1945. Doch die ca. 25 BDA Kolleg:innen haben nur Augen für die roten, skulptural, gewendelten Betontreppenhäuser, die beeindruckende Höhe der ehemaligen Getreidesilos und 6 Meter hohe weiße Wände, die sich in den Enfiladen staffeln. Der Rundgang durch das Industriedenkmal hat räumlich einige Überraschungen zu bieten.

Zweimal im Jahr treffen sich die Vorstände und Vertreter:innen der 19 regionalen BDA Gruppen Nordrhein-Westfalens zum Austausch in der Landesratssitzung. Vor der Arbeit kommt erst das Vergnügen: Auch dieses Mal nutzten wir die Gelegenheit, uns vor der Sitzung von spannender Architektur inspirieren zu lassen.
Seit 1999 residiert das Museum Küppersmühle am Innenhafen Duisburgs (Masterplan von Norman Foster) in einem ehemaligen Getreidespeicher aus dem 19. Jahrhundert. Niemand geringerer als Herzog & de Meuron zeichnen für den mehrfachen Um- und Weiterbau verantwortlich. Zuletzt erweiterten sie 2021 das Ensemble durch einen 5000 Quadratmeter BGF großen Anbau, der den Innenhafen mit einem markanten Keil zur A 59 hin abschließt. Bis auf die schmalen Fensterschlitze ist der Erweiterungsbau weitestgehend hermetisch geschlossen und bespielt die riesigen Fassadenflächen mit einer feingliedrigen Ziegelstruktur.

6 Meter hohe Säle | © Wilhelm Walterscheid

Im Inneren erwartet uns ein kontrastreiches Raumerlebnis. Von den ursprünglich sechs Etagen wurden drei Decken entnommen, sodass eine White-Cube Struktur mit 6 Meter hohen Sälen entstand. „Wir haben hier viel Flachware, Bilder mit einer Leinwandfläche von bis zu 50 Quadratmetern“, beschreibt unsere Führerin Sabine Falkenbach den Konflikt zwischen der ursprünglichen Bestandsstruktur der Backsteingebäude und den Anforderungen des Ausstellungshauses.

kontrastreiches Raumerlebnisse: rote Betontreppenhäuser und atemberaubender Luftraum

Atmosphärisch ganz anders muten die zwei gewendelten Treppenhäuser aus rotem Beton an, die sich im gedämpften Licht wie Schneckenhäuser in die Höhe winden. Ein weiteres räumliches Highlight ist eigentlich nur durch eine Panne entstanden. Der atemberaubend hohe, fast sakral anmutende Luftraum zwischen den ehemaligen Getreidesilos ist heute nur erlebbar, weil sich eine erste Idee für eine Erweiterung von Herzog & de Meuron nicht umsetzen ließ. Ursprünglich sollten die Silos als Fundament für einen halsbrecherisch auf das Dach gesetzten Container dienen. Die Umsetzung scheiterte an statischen Problemen, schlechtem Stahl oder Pfusch am Bau, wie es heißt.

Doch wer je über eine der beiden Brücken durch den Luftraum von einem weiß strahlenden Ausstellungsraum in den nächsten gewandelt ist, kann unserer Führerin nur zustimmen. Manchmal ist es eben auch ein Glück, wenn etwas nicht klappt!

Nicole Richter