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Großer BDA-Preis 2023 – Impressionen von der Preisverleihung

18. September 2023

Inken Baller und Hinrich Baller haben den Großen BDA-Preis 2023 für ihr gemeinsames Werk erhalten. Dies entschied eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz der BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck. Die Geehrten haben bis 1989 gemeinsam technisch innovative und sozial vorbildliche Lösungen im Geschosswohnungsbau mit einer ganz eigenen Formensprache verbunden. Der Große BDA-Preis 2023 wurde am 15. September 2023 um 19 Uhr im Museum für Angewandte Kunst MAKK in Köln öffentlich verliehen.

Markus Luigs
Markus Luigs
Inken Baller, Susanne Wartzeck, Hinrich Baller

Hinrich Baller kommt nicht mit dem Karmann Ghia, sondern mit dem Taxi. Dennoch spielt das kugelige Coupé eine Rolle bei der Verleihung des Großen BDA-Preises 2023 an Inken Baller und Hinrich Baller am 15. September in Köln: Er, damals Hochschulassistent, und sie, damals Studentin, bauten 1967 in der Schweiz ihr erstes Haus. Hinrich hatte keinen Führerschein dafür, und so kurvte Inken mit dem gemeinsamen Karmann zur Baustelle und leitete nebenbei noch eine Baufirma. Anekdoten dieser Art bereichern den Abend in Köln um Zeitkolorit und sorgen für gute Laune im vollbesetzten Saal des MAKK.

Inken Baller und Hinrich Baller haben bis 1989 zusammengearbeitet, und die Jury bezieht die Ehrung ausdrücklich auf dieses gemeinsame Werk. Damals im Berufsstand durchaus kontrovers wahrgenommen, widerfährt den beiden über 80-Jährigen derzeit eine Art Wiederentdeckung. Gerade die jüngere Generation sieht in ihrem Œuvre nicht nur eine eigenwillige Ästhetik, sondern auch ein „role model“ (Georg Vrachliotis) für experimentelles, ressourcensparendes und vor allem sozial orientiertes Bauen. Sarah Escher von Duplex Architekten in Düsseldorf und Berthold Jungblut von office03 in Köln treffen unter der Moderation von David Kasparek in Köln auf die Geehrten zum Generationengespräch. Jungblut sieht bei den Ballers Parallelen zu den frühen Schulen von Günter Behnisch: „Sie sind nicht einem Stil verhaftet, sondern sie ziehen überall Qualitäten heraus!“ Sarah Escher beobachtet „fein gesetzte Räume, von innen nach außen entwickelt“, kurz: „ein vom Menschen ausgehendes Entwerfen“.

Der Delfter TU-Professor Georg Vrachliotis stellt in seiner Laudatio einen Bezug zur derzeitigen Bauwende her. Das Werk der Ballers ist für ihn eine Antwort auf die Frage, wie diese aus ihrer ästhetischen Sprachnot befreit werden könne. Dabei hebt er auf die Freiräume im damaligen West-Berlin ab und attestiert den Ballers eine „Architektur des Optimismus“, welche die Stadt zum Gesprächspartner nimmt. „Ihre Wohnungen bieten den Menschen Raum für Offenheit, Fantasie und Individualität.“

Dann zeigen Inken Baller und Hinrich Baller nacheinander ihr Werk. Sie führt in einem strukturierten Kurzvortrag vier exemplarische Bauten unter vier Leitbildern vor: verringerter Materialeinsatz, langfristige Flexibilität, Umnutzung sowie Integration weiterer Funktionen. Hinrich Baller improvisierte im Anschluss wegen technischer Probleme zu einer unbekannten Bildauswahl, was David Kasparek schließlich als „Powerpoint-Karaoke“ beschrieb. „Es kommt auch mal ein bisschen anders, das ist bei uns normal!“, sagt Hinrich Baller. In Zusammenarbeit mit dem Tragwerks-Ingenieur Gerhard Pichler haben sie die Statik der Stützen stets voll ausgenutzt: „Es ist am wirtschaftlichsten, wenn die Stütze auch was tut und sich an der Finanzierung beteiligt“, erläutert er im Hinblick auf die dadurch zusätzlich gewonnene, unkonventionell verteilte Wohnfläche zum selben Preis. Gert Lorber, Vorsitzender des BDA NRW, bringt es auf den Punkt: „Das sind die Typen, die die Haltung haben, Innovationen umzusetzen!“

Benedikt Hotze

Download Festschrift Großer BDA-Preis 2023

Bericht zur Jury-Entscheidung