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Nachbericht BAU:KULT:ID – Zeig uns deinen Lieblingsort!

18. November 2022

Welches Potential haben die 21,7 Millionen Bestandsgebäude in Deutschland? Neben dem technischen, konstruktiven und energetischen Potential legt der BDA Gelsenkirchen mit seinem Projekt “BAU:KULT:ID” den Fokus auf die Kraft der Identifikation.

Neben all den planerischen und architektonischen Aspekten der Stadtgestaltung werden manche Fragen eher selten gestellt: Was lieben die Menschen an ihrer Stadt, den Gebäuden und Freiräumen? Was erfährt Wertschätzung, was wird genutzt oder vermisst? Um das herauszufinden, sind die Bewohner:innen der drei Ruhrgebietsstädte ab sofort aufgefordert, Fotos und die dazugehörigen Geschichten zu ihrem Lieblingsort unter www.bau-kult-id.de einzureichen.
Das Projekt, das alle Menschen in der Region zum Mitmachen einlädt, wurde am 3.11. mit einer Kick-Off-Veranstaltung im Haus Reichstein in Gelsenkirchen-Ückendorf offiziell gestartet.

© Ole-Kristian Heyer

Die Vorsitzende des BDA Gelsenkirchen, Monika Güldenberg, leitet die Idee des Projekts am Titel ab. “Kult ist mehr als Kultur. In Bezug auf den Bau etwa wird etwas “Kult” oder sogar “kultig”, selbst wenn es nicht auf den ersten Blick praktisch oder schön ist. Kult impliziert etwas Emotionales. Die ID steht letzten Endes für die Identifikation. Sowohl die Verbundenheit der Bürger als auch der Versuch, die besonderen Orte einer Stadt zu identifizieren.” Warum wir dieses Projekt ins Leben rufen, hängt mit den mannigfaltigen Neubewertungen unserer Planungsziele im Rahmen der durch die Klimaziele bedingten Bauwende ab. Der gebaute Bestand erfährt eine neue Wertschätzung, birgt er doch ein enormes energetisches Potential durch die gebundene graue Energie. In die Beurteilung, ob Bestandsgebäude zukunftsfähig sind, fliessen mehr und mehr normierte Kennzahlen ein, die wir um das nicht sichtbare, nicht berechenbare Identitätspotential innerhalb der Stadtgesellschaft ergänzen wollen.
Anschließend wurden die ersten drei Beiträge zum Projekt von Ihren Protagonisten vorgestellt.

Erinnerung an Urlaub | © Ole-Kristian Heyer

Fotograf Ole-Kristian Heyer hat einen klassischen Zwischenort in den Fokus gerückt. “Das ist kein Postkartenmotiv, aber es hat besonderen Charme. Das Fachwerk erinnert mich an Urlaub und hier werden die Rückseiten der Gebäude zu ganz neuen Fronten. Ein spannender Ort zum Entdecken.” erklärt er seine Wahl.

Heiliger Aloisius als Fußballer mit Stutzen | © Olivier Kruschinski

Olivier Kruschinski, Experte für Ruhrgebietstourismus & Geschäftsführer der Stiftung Schalker Markt ist in seiner Wahl dagegen klassischer Unterwegs. Das Kirchenfenster der St. Joseph-Kirche mit dem Heiligen Aloisius als Fußballer mit Stutzen und Ball ist sein Beitrag zu BAU:KULT:ID. Kruschinski macht klar, was an dem Fenster so besonders ist: “Bei der Frage, was Identität stiftet, kam ich natürlich auf den Fußball. Seit Jahren führe ich Gruppen und Gäste durch den Stadtteil Schalke. In der St. Joseph-Kirche werden “Verein”, “Stadtteil” und “Gemeinde” eins.”

Simonsberg im Schnee | © Monika Güldenberg

Den Abschluss machte Projektinitiatorin Monika Güldenberg mit einem Bild des Simonsbergs im Stadtgarten Gelsenkirchen. Dieser wurde aus dem Aushub des benachbarten Maritimhotel Gebäudes in den 1970er-Jahren aufgetürmt. “Der unscheinbare Hügel ist im winterlichen Schnee, ein Anlaufpunkt für Groß und Klein. In besonderer Erinnerung bleibt mir ein spontanes abendliches Geburtstagsrodeln, das ich für BAU:KULT:ID festhalten möchte. Eine beispielhafte Verwendung von Bodenaushub“.

Genau wie die drei Projekt-Pioniere sind nun alle Menschen in Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop aufgerufen, ihren Blick auf Bestandsgebäude zu richten und ihre persönlichen Blickwinkel festzuhalten. Neue Orte werden zukünftig wöchentlich auf der Homepage www.bau-kult-id.de hochgeladen und präsentiert. Monika Güldenberg verortet das Projekt im Gesamtkontext der BDA NRW Architekturwochen: Der Umgang mit unseren gebauten Städten und Gebäuden wird gerade neu formuliert. Im Sinne des nachhaltigen Bauens steht Erhalt und Weiterverwendung des Bestands vor dem Rückbau. Bauschutt macht 55% des gesamten Abfallaufkommens aus. Das was da ist, muss einfach besser genutzt werden!”

MITMACHEN UND BILD HOCHLADEN HIER: http://bau-kult-id.de