Themen

, ,

DIE DUNKLE SEITE DER MACHT?

6. September 2022

Pop-Up Campus, Aachen

Was wird möglich, wenn Architekt:innen die Grenzen ihres Leistungskatalogs erweitern und selbst ins wirtschaftliche und politische Risiko gehen?

Mit dieser Frage brachte der BDA Aachen am 31. August einen weiteren spannenden Aspekt in den Fachdiskurs zur Bauwende ein. Die Aachener BDA Kolleg:innen hatten im Rahmenprogramm des Pop-up-Campus Festival Prof. Florian Fischer (Kooperative Grossstadt) sowie Annelen Schmidt-Vollenbroich und Ana Vollenbroich (NIDUS Studio) zu Impulsvorträgen eingeladen. Unter dem Titel „Engagement Gestaltung Investition – Empowerment als Konzept…“ sollte es darum gehen, wie Architekt:innen proaktiv als Akteure bei der Entwicklung von nachhaltigen Lösungsansätzen, lebenswerten Stadträumen oder neuen Wohnformen tätig werden können.

Bauaufgaben, die Gemeinwohl- und Nachhaltigkeitsaspekte zugunsten von wirtschaftlichen Interessen hinten anstellen und Projektkonstellationen, die Planer:innen zunehmend aus der Expertenrolle in ein mehr oder weniger zufriedenstellendes Dienstleistungsverhältnis drängen, werden häufig als ein großes Hemmnis für die nötige Transformation der Branche identifiziert. In der Rolle von Entwickler:innen oder Initiator:innen läge die Chance mit realisierten Best-Practice Beispielen auch andere Beteiligte auf dem Markt zu überzeugen.

Darin war man sich auch in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Harald Baal (Ratsmitglied CDU Aachen, Planungsausschuss, Wohnung- und Liegenschaftsausschuß), Johannes Hucke (Vorsitz Planungsausschuss Aachen, Grüne) und Frauke Burgdorff (Stadtbaurätin – Beigeordnete für Planung, Bau und Mobilität) einig.

Das das durchaus machbar ist, zeigten Annelen Schmidt-Vollenbroich und Ana Vollenbroich, die mit ihren Projekten ein anderes Licht auf die vermeintlich „dunklen Seite der Macht“ warfen. Sie verstehen NIDUS Studio als Architekturunternehmen und bespielen ein weites Spektrum zwischen Baukultur und Projektentwicklung.

Auf die Potenziale anderer Konstellationen der Zusammenarbeit und genossenschaftliche Finanzierungsmodelle verwies Prof. Florian Fischer in seinem Beitrag über die Arbeit seines Büros und seiner Tätigkeit für die Kooperative Grossstadt am Beispiel des kürzlich mit dem DAM Preis 2022 ausgezeichneten Bauprojektes San Riemo in München. Er plädierte insgesamt für mehr Mut, mehr Tempo und entschlosseneres Handeln aller Beteiligten und schloss mit dem Appell: „Bitte rebellieren Sie!“

Auch wenn die Eingangsfrage an diesem Abend nicht abschließend beantwortet werden konnte . Der steigende Handlungsdruck aufgrund der Klimaveränderungen und der Endlichkeit unserer Ressourcen betrifft viele Protagonisten. „Wir werden alle unsere Hausaufgaben machen müssen“ stellte Johannes Hucke klar „Kommunen, Bauherr:innen, Hersteller, Hochschulen und Bauschaffende“. Die Verschiebung der klassischen Rollenverteilung von Planer:innen und Auftraggeber:innen ist dabei sicherlich nicht nur als Gedankenspiel interessant.

Nicole Richter