Themen

Ernst Otto Glasmeier 1921 – 2021

6. September 2021

© Archiv Glasmeier

Ernst Otto Glasmeier war wahrlich ein Urgestein des BDA! Nicht allein wegen seiner langen, mehr als 60-jährigen Mitgliedschaft und seines architektonischen Schaffens, das besonders in Gelsenkirchen Spuren hinterließ. Sondern weil er nie „nur“ Mitglied war: Er ergriff die Gestaltungsmöglichkeiten, die ihm der Verband bot und verkörperte über Jahrzehnte den BDA-Architekten im idealtypischen Sinne. Seine Mitgliedschaft verstand er als Verpflichtung zur aktiven Mitarbeit, setzte sich kritisch mit Entwicklungen im Bereich des Planens und Bauens auseinander und initiierte und befruchtete Diskussionen in der Öffentlichkeit.
Nun ist der Gelsenkirchener Architekt am 26. August 2021 kurz vor seinem 100. Geburtstag gestorben.

Viel wurde über ihn als Architekten, als Kunstsammler, engagierten Förderer und über seine Studien bei Hans Schwippert und Hans Döllgast geschrieben. Als BDA NRW haben wir Wegbegleiter gebeten, sich an ihn als Menschen und unser langjähriges Mitglied zu erinnern.

 

Archiv Glasmeier
Archiv Glasmeier
© Archiv Glasmeier, Aula im Schalker Gymnasium mit der Schaumstoffdecke von Ferdinand Spindel (nicht erhalten), 1965
© Archiv Glasmeier
Max-Planck-Institut, Dortmund, 1954

 

Über lange Jahre hinweg prägte er das „Gesicht“ des BDA Gelsenkirchen und der Bezirksgruppe Ruhrgebiet. Seine Fußstapfen zu füllen bleibt eine Herausforderung nachfolgender BDA-Vorstände.
In dieser Rolle traf die Architektin Monika Güldenberg ihn 2015 zum ersten Mal. „Verschiedenste Anekdoten ließen mich einen Kollegen erwarten, der mit einer ausgeprägten Streitkultur vertraut ist. Mit entsprechender Neugier und Respekt stand ich in seinem lichtdurchfluteten, wohlgeplanten und mit Kunst gespickten Wohnhaus. Wir verbrachten einen außerordentlich humorvollen und anregenden Nachmittag. Sein Interesse am aktuellen Baugeschehen war bis zuletzt ungebrochen, seine Haltung vertrat er mit aller Deutlichkeit. Um persönliche Lorbeeren ging es ihm nicht, eine Laudatio ihm zu Ehren hielt er für übertrieben, ein Buch über seine Werke für uninteressant. Nein: Ihm ging es um die Sache: Stadt – Architektur – Kunst – Politik.“

Für viele war Ernst Otto Glasmeier immer präsent, so auch für Holger Rübsamen, der damals sehr jung in den BDA Bochum berufen und von Glasmeier gefördert wurde. „Das erste Mal begegnete ich ihm in der Bezirksgruppe Ruhrgebiet. Später bestellte er mich in sein Büro, wie umfangreich denn mein Werk sei, wollte er wissen. Trotz meiner verhaltenen Antwort ließ er keinen Zweifel daran, dass er mich den jungen Kollegen respektierte.“ Stets mit einem Zwinkern in den Augen und gewürzt mit humorvollen Berichten aus seinem Leben ging von ihm Begeisterung und Kraft aus, die andere motivierte und mitnahm. „Daraus entwickelte sich ein freundschaftlicher und immer außergewöhnlicher Austausch über Architektur und Stadt und wann immer uns danach war, auch über das Leben. Ich erinnere ihn als stets bestimmt und eigensinnig; man konnte sich wunderbar an ihm reiben.“

Zeit seines Lebens war der in Wanne-Eickel geborene Glasmeier dem Ruhrgebiet verbunden. Anfang der 1990er-Jahre initiierte er die BDA-Publikation Das Ruhrgebiet, Architektur nach 1945, die im Klartextverlag erschien. „Durch die gemeinsame Arbeit am Buch lernte ich einen lebensfreudigen, humor- und geistvollen Menschen kennen, der sein aktives Berufsleben in den Dienst der Baukultur und des gesellschaftlichen Lebens stellte“. Er wollte verändern und gestalten, nicht nur als Architekt, sondern auch als politisch denkender und agierender Mensch, denn „Einfluss zu nehmen, hat ihn immer interessiert.“, so Rübsamen.

 

© Archiv Glasmeier,
Umbau und Erweiterung der ehem. Waschkaue der Zeche Graf Bismarck 1/4 zum Tagungs- und Kongresszentrum, Gelsenkirchen, 1992
© Archiv Glasmeier,
Wohn- und Geschäftshaus, Cranger-Str. 328, Gelsenkirchen-Buer

 

Michael von der Mühlen, 1992-94 Planungschef und 1994 – 2014 Stadtbaurat/Stadtdirektor der Stadt Gelsenkirchen, erinnert sich an Ernst Otto Glasmeier als engagierten und kritisch-konstruktiven Bürger. „Er beeindruckte mich als eine Persönlichkeit, der ein Urteil zusteht, weil er die Stadt genau kannte und über Jahrzehnte prägte. Die 1990er und frühen 2000er-Jahre waren Jahre der Transformation. Die Stadt hatte nahezu ihre gesamte montanindustrielle Basis verloren und im Zuge der langanhaltenden Strukturkrise rund ein Drittel ihrer Bevölkerung. „Wandel ohne Wachstum“ (Karl Ganser) wurde zur herausragenden Gestaltungsaufgabe. Ernst Otto Glasmeier war wacher Zeuge dieser tiefgreifenden Veränderungen. Sein Urteil zählte immer.“

Voll Zuneigung und Bewunderung blickt Monika Güldenberg zurück „Lieber Ernst Otto Glasmeier, es war mir eine Ehre Dich kennengelernt zu haben. Wir vergessen Deinen Einsatz für den BDA und Deine Stadt sicher nicht!“

BDA NRW