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Der Architekturpreis Münster-Münsterland 2020 ist entschieden

5. März 2021

Die Ergebnisse des Architekturpreises Münster-Münsterland 2020 des Bundes Deutscher Architekten liegen vor. „Eigenständige, qualitätvolle Entwürfe, die sich aber einpassen und nicht den großen Zampano machen“, schwärmte die Stuttgarter Architektin Elke Reichel, Vorsitzende der fünfköpfigen Jury. An die Spitze des Bewerberfeldes aus 39 Bauten in der ganzen Region setzten sich die Neuen Ateliers der Kunstakademie Münster sowie ein Wohnhaus am Buddenturm.

Nur alle drei Jahre wird der Wettbewerb ausgelobt. Die prämierten Bauten nehmen automatisch am BDA Wettbewerb auf Landesebene teil und haben schließlich die Chance, beim Bundeswettbewerb zu punkten. Den BDA Architekturpreis halten viele für den wichtigsten in der langen Liste der deutschen Architekturpreise. „Wegen der Bedeutung des Preises nehmen wir die Verantwortung gerade in der ersten Stufe sehr ernst. Wir stecken viel Energie in die Bewertung der Objekte“, so Reichel. Der Jury gehören neben Reichel die Architekten Prof. André Habermann, Lemgo, und Benjamin Wirth, Bremen, sowie Dr. Ulrich Peters, Generalintendant Theater Münster, und der Journalist und Architekturkritiker David Kasparek an.

 

Auszeichnung

Objekt: Haus am Buddenturm
Verfasser: hehnpohl architektur bda
Bauherr: Dr. Dominik Verhülsdonk

©hehnpohl architekten bda

Das giebelständige Wohnhaus in der Buddenstraße in der Münsteraner Kernstadt überzeugt durch seine skulpturale Backsteinfassade bei der jede Etage eine am Ort relevante Fluchtlinie aufnimmt. Das Erdgeschoss steht in der genauen Verlängerung der südlich angrenzenden Nachbarbebauung, der erste Stock nimmt die eigentliche Grundstücksgrenze auf, der zweite Stock samt Giebel schließlich schreibt die Außenkante der nördlich anschließenden Häuser fort. Wo die prägnante Backsteinfassade klar dem westfälischen Geist des Ortes verpflichtet ist, überrascht das Innere durch den Kontrast von teils rohem Beton und der Wärme des Holzes von Einbauten und Bodenbelägen. Genauso überzeugend bewertete die Jury den Umgang mit Tageslicht das durch gezielt gesetzte Öffnungen im Dach und in der Fassade in das Gebäude fällt. Das Wohnhaus erscheint wie ein Kontinuum von Räumen, das nach und nach aus einem betonierten Massiv geschlagen und schlussendlich in ein, dem Ort angemessenen Kleid aus Backstein gehüllt wurde.

 

Auszeichnung

Objekt: Neue Ateliers Kunstakademie Münster
Verfasser: Andreas Schüring Architekten BDA mit Bühler & Bühler Architekten BDA
Bauherr: Kunstakademie Münster/Land NRW/BLB

©Schüring Architekten BDA

Die Kunstakademie Münster mit Sitz in einer denkmalgeschützten ehemaligen Reiterkaserne erhielt zwei neue Ateliers in den Dachräumen der beiden ehemaligen Turmbauten. Obwohl der Dachstuhl durch ein neues Tragwerk ersetzt werden musste, zeichnet der neue Dachaufbau das historische Volumen nach und fügt sich fast unmerklich in den Bestand ein. Lediglich eine kaum wahrnehmbare Fuge aus Glas lässt eine neue Nutzung erahnen. Sie fungiert als Lichtband und versorgt die Innenräume großzügig mit Tageslicht. Im Inneren wurden die Oberflächen aus Holzbauteilen gefügt und die historischen Fenster fast wie Ausstellungsstücke in vorgesetzten Vitrinen herausgearbeitet. Dem Projekt gelingt eine Gratwanderung: Einerseits entsteht ein sehr eigenständiger, ausdrucksstarker und atmosphärisch dichter Raum. Andererseits integriert sich dieser sehr respektvoll in den Bestand ohne mit ihm zu konkurrieren. Die besondere Atmosphäre bietet eine überraschend starke Neutralität, die der Kunst, sei es während der Erarbeitung oder als Ausstellung im wahrsten Wortsinne ihren Raum lässt.

 

Anerkennung

Objekt: Naturwissenschaftlicher Trakt des Gymnasium Augustinianum
Verfasser: Bez + Kock Architekten
Bauherr: Stadt Greven

©Christian Richters

Der Erweiterungsbau bildet mit seinen massiven auskragenden Bauteilen, den großen geschlossenen Flächen und den Setzungen der Öffnungen einen eigenständigen, skulpturalen Baukörper. Die Materialität der graubraunen Fassade fügt sich in das heterogene Umfeld zwischen Waschbetonfassaden und Rotklinker, großen Baukörpern und kleinteiliger Einfamilienhausbebauung und zeigt den Neubau als gleichermaßen eigenständigen wie am Ort eingebundenen Neuankömmling. Der für einen Schulbau ungewöhnliche Grundriss mit einem seitlichen Flur, fällt durch die aufgeräumte Struktur und den Innenhof auf. Durch helle Böden, technoide Decken und weiße Wände entsteht eine reine und technische Atmosphäre, die an Laborgebäude denken lässt und die Funktion des Gebäudes thematisiert. Hochwertige Materialien und eine sorgfältige Detaillierung, sowohl im Äußern als auch im Inneren, machen das Haus zu einem harmonischen Ganzen.

 

Anerkennung

Objekt: Wohnquartier FRML
Verfasser: MS PLUS ARCHITEKTEN, Bücker Holling Schwager PartGmbB
Bauherr: Wohn + Stadtbau GmbH

© Roland Borgmann

Die Wohnanlage am Friesenring vermittelt zwischen den verschiedenen Maßstäben der Haupt- und Seitenstraße und bildet ein harmonisches Ensemble, dass sich gelungen mit der Umgebung verzahnt. Zwischen der Randbebauung und den Doppelhäusern im Innenbereich entsteht ein vielfältiger Stadtraum, der durch enge Gassensituationen und den intimen Hof eine persönliche Atmosphäre bildet. Die Aufteilung in private Gärten, Wege und den Spielplatz sowie unterschiedliche Wege durch das kleine Quartier ermöglichen das selbstverständliche Zusammenwachsen der Nachbarschaft. Die vielfältige Höhenstaffelungen der Häuser und die dadurch entstehende Kleinteiligkeit der Dachlandschaft mit den 33 Wohnungen passt sich in das Quartier ein. Wiederkehrende Themen der Fassadengestaltung aus liegenden Fenstern, Loggien und reliefiertem Mauerwerk betonten die Zusammengehörigkeit der Anlage. Ohne die Umgebung zu bedrängen weist das Quartier eine hohe Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit auf.

 

Anerkennung

Objekt: Studentenwohnen am Hörstertor
Verfasser: Andreas Heupel Architekten BDA
Bauherr: AGM Immobilien GbR

©Roland Borgmann

Das Studentenwohnheim besticht durch seine Klarheit und seine filigrane, gerasterte Fassadenstruktur aus Fenstern und Klinker. Es setzt einen kraftvollen Akzent und passt sich zugleich gut in den städtebaulichen Kontext der umgebenden Häuser ein. Aus Sicht der Jury wäre eine gewerbliche oder gemeinschaftliche Nutzung im Erdgeschoss wünschenswert gewesen. Die subtile Gliederung des Baukörpers und die Staffelung zur Gartenseite in Richtung Promenade verbindet das Gebäude jedoch harmonisch mit den Nachbargebäuden und stellt zugleich einen spannenden Kontrast zum gegenüberliegenden Staatsarchiv dar. Der Anspruch der Architekten der sonst für diese Typologie üblichen charakterlosen Bauweise eine Alternative entgegenzusetzen, wurde von der Jury besonders gewürdigt. Obwohl die Grundrisse der Maßgabe maximaler Effizienz folgen, ist ein Gebäude entstanden, das sich seiner Verantwortung bewusst ist und sich dank seiner souveränen Geste ganz in den Dienst der Stadt stellt.

 

Anerkennung

Objekt: Verwaltungsgebäude am Coesfelder Kreuz
Verfasser: Peter Bastian Architekten BDA
Bauherr: Verband der Kirchenkreise Münster, Steinfurt-Coesfeld-Borken und Tecklenburg

©Roland Borgmann

Der dreigeschossige Verwaltungsneubau am Coesfelder Kreuz bildet durch seine Geometrie mit der freistehenden Lukaskirche von 1961 eine wohl proportionierte Platzsituation aus. Die zurückhaltende Gestaltung aus horizontal auskragenden Sichtbetonvordächern und den rahmenden, verklinkerten Schildwänden, scheint aus dem Ort abgeleitet zu sein und nimmt sich wohltuend gegenüber der Kirche zurück. Die innere Organisation, die skulptural ausgebildeten Haupterschließungstreppe und die gut auf einander abgestimmten Materialien und Farben wirkten in ihrer Klarheit ebenso überzeugend, wie die äußere Gestaltung. Das Zusammenspiel von Neubau und Lukaskirche bildet einen überzeugenden Ort der Zusammenkunft für den Verband der Kirchenkreise, der das vorhandene Stadtbild harmonisch und wie selbstverständlich zu ergänzt.

 

Anerkennung

Objekt: Rathaus Ostbevern
Verfasser: Schnoklake Betz Dömer Architekten
Bauherr: Stadt Ostbevern

©Caspar Sessler

Das neue Rathaus in Ostbevern vereint unterschiedliche Funktionen der Gemeinde an einem Ort. Während der gemauerte Sockel die öffentlichen Bereiche des Bürgerservices, der Polizei und des Jobcenters aufnimmt, beherbergen die darüber liegenden, zinkverkleideten Geschosse die Büros der Administration, das Archiv, Trauzimmer und Sitzungssaal. Als Zeichen der Transparenz und Bürger*innennähe öffnet sich der Saal durch die Glasfront der Giebelfassade bis unter das Dach des Hauses und zur Stadt hinaus. Das Innere kann den geweckten Erwartungen räumliche und atmosphärische nicht in Gänze genügen. Dennoch ist hier ein für den Ort Identifikation stiftendes Haus entstanden, das nach Ansicht der Jury die tradierte Form des westfälischen Langhauses angemessen ins Hier und Jetzt transloziert.