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27 Jahre für den BDA NRW: Uta Joeressen

15. Februar 2021

1993, Helmut Kohl war Bundeskanzler, Bill Clinton gerade in sein Amt als 42. Präsident der USA eingeführt und das Berlin/Bonn-Gesetz noch nicht verabschiedet. Im Juni beschloss die Delegiertenversammlung des BDA, die Vorgängerin des heutigen Bundesvorstands, den Umzug des Verbandes nach Berlin und zugleich eine Umlage von 800 DM pro Mitglied zur Finanzierung des Kaufs einer Bundesgeschäftsstelle. Im Mai 1993 trat Uta Joeressen ihren Dienst in der Landesgeschäftsstelle am Düsseldorfer Marktplatz an. Die Münsteraner Architektin Dr. Kristin Ammann-Dejozé war damals Vorsitzende des BDA NRW und dass Uta Joeressen als studierte Germanistin die Geschicke eines Architektenverbandes leiten würde bei weitem keine ausgemachte Sache.

Foto ©Thilo Saltmann
Foto ©Thilo Saltmann
Uta Joeressen, Foto ©Thilo Saltmann

Nach dem Studium in Köln und der Promotion über den spätmittelalterlichen Mystiker Heinrich Seuse war die gebürtige Mönchengladbacherin auf der Suche „nach einer schönen Stadt in Nordrhein-Westfalen“, wo sie ihr Referendariat absolvieren könnte, in Soest heimisch geworden. Weil sich nach zweitem Staatsexamen eine Übernahme in den Schuldienst zerschlug, arbeitete sie dann als Mitarbeiterin des Stadtarchivs fünf Jahre lang den Nachlass des Soester Künstlers und Pädagogen Hugo Kükelhaus auf, der durch seine kritische Abhandlung „Unmenschliche Architektur“ (1973) und als Theoretiker organgerechten Bauens auch in Architektenkreisen Resonanz gefunden hat. Zusammen mit anderen hob sie die Hugo Kükelhaus Gesellschaft aus der Taufe – im Hinblick auf ihre spätere „Karriere“ beim BDA ein entscheidender Schritt, denn Vorsitzender des neu geschaffenen Vereins wurde der Soester BDA-Architekt Hannes Knickenberg. Dieser wusste um die Dringlichkeit der Neubesetzung der Geschäftsführung des Landesverbandes, hatte man sich doch gerade von der bisherigen Amtsinhaberin getrennt.

„Es war ein Sprung ins kalte Wasser, und viel Zeit zur ruhigen Einarbeitung hatte ich nicht“, erinnert sich Uta Joeressen. Denn die wenig später getroffene Umzugs- und Umlageentscheidung löste lang anhaltende Mitgliederproteste, Zahlungsverweigerungen und etliche Austritte aus. Ähnlich unruhig sei es später nur nach dem UIA-Kongress 2002 und der Beinahe-Insolvenz des Bundesverbandes gewesen. Wie sie diese schwierige Zeit erlebt habe? „Die Vorsitzenden und Vorstände sind mir immer auf Augenhöhe begegnet und haben mich gestützt. So durfte ich mir zutrauen, die Dinge irgendwie zu schaffen.“ Positive Erinnerungen hat Uta Joeressen an die beiden „Godesburger Gespräche“, die sie vor dem Weggang der Bundesgeschäftsstelle noch erlebte. „Die Godesburger Gespräche waren seit 1972 wichtige fachliche und theoretische Foren, von denen natürlich besonders die Mitglieder in Nordrhein-Westfalen profitierten. Die jeweils anschließende Feier in der Villa an der Ippendorfer Allee bildete einen gesellschaftlichen Höhepunkt des BDA-Jahres.“

Dass der BDA Nordrhein-Westfalen diesen Abzug von Status und Input in der Folge gut weggesteckt hat, ist auch ihr Verdienst, das sie jedoch in der für sie typischen uneitlen Art weiterreicht: „Heinrich Pfeffer, damals stellvertretender Landesvorsitzender, hat dann das BDA-Gespräch in Düsseldorf „erfunden“, das seit 1997 bis heute stattfindet und immer noch eine große Resonanz findet.“ Überhaupt hätten alle Vorsitzenden – Marlene Zlonicky, Heinrich Pfeffer, Jochen König, Martin Halfmann, Peter Berner und Gert Lorber – neue Formate auf den Weg gebracht, die die Arbeit des Landesverbandes bereichert haben. Als weitere Beispiele nennt sie die zweistufigen Architekturpreise (seit 1997), die Veranstaltungsreihen der Gruppen und des Landesverbandes zu einem gemeinsamen Thema (seit 2006), den Studienpreis BDA-Masters (seit 2008) und zuletzt „Just Architecture“ (seit 2019). Dass die Öffentlichkeitsarbeit des BDA NRW somit immer mehr zugenommen habe, sei vor dem Hintergrund von Mitgliederrückgang und strukturellem Wandel der BDA-Arbeit vor Ort eine notwendige Entwicklung und helfe, die Identifikation der Mitglieder mit ihrem Verband auch dort zu stärken, wo sich nicht so viel abspiele.

Zum Ende des Jahres 2020 hat Uta Joeressen die Geschicke des Landesverbandes in die Hände der Architektin Barbara Schlei gelegt, die seit 2018 bereits für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landesverbandes verantwortlich ist. Sechs Kammerwahlen hat Uta Joeressen für den BDA organisiert, sieben Mal den Architekturpreis NRW durchgeführt, an zahllosen Gremiensitzungen auf Landes- und Bundesebene teilgenommen, unzählige Briefe und Ansprachen für ihre Vorsitzenden aufgesetzt und Texte für diese Zeitschrift verfasst. Im Laufe der Jahre ist sie in gewisser Weise „das Gesicht des Landesverbandes NRW“ geworden.

Und nun? „Es ist leider gerade nicht die richtige Zeit, um konkrete Pläne zu schmieden“, sagt sie mit Blick auf die grassierende Covid-19-Pandemie, „aber mir wird schon etwas einfallen.“ Daran, das ist allen klar, die das Vergnügen hatten, mit ihr zusammenarbeiten zu dürfen, kann kein Zweifel bestehen.

Barbara Schlei und David Kasparek für den BDA NRW