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Was uns wichtig ist: Klimagerecht planen und bauen!

13. Oktober 2020

Im zweiten Teil unserer Interviewreihe sprechen wir mit Susanne Crayen, der Spitzenkandidatin des BDA bei der Kammerwahl. Susanne Crayen, selbstständige Architektin und Stadtplanerin in Bielefeld, ist seit vielen Jahren im Vorstand des BDA NRW aktiv und wurde 2019 zur Vizepräsidentin der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gewählt. Zu den größten Herausforderungen des Berufsstandes gehört für sie die Mitgestaltung der Klimawende.

 

Was bedeutet der Klimawandel für die Architektur?

Susanne Crayen: Der Klimawandel erfordert ein Neudenken bei der Gestaltung unserer Lebensräume. Wir müssen uns vor Augen führen, dass Zement für die Produktion von Beton ca. 8% der Treibhausgasemissionen erzeugt. Insgesamt verursachen das Bauen und das Unterhalten der Gebäude 40% der globalen CO2-Emissionen. Wir müssen uns mit neuen Materialien beschäftigen und mit intelligenten Fassadenlösungen. Wir brauchen nicht extrem intelligente Gebäude, sondern eine ökologisch nachhaltige, qualitätvolle Architektur als Bedingung für Gesundheit und Wohlbefinden der Nutzer.

 

Also keine Kunststoffdämmung?

SC: Möglichst nicht. Wir vom BDA plädieren für Dämmmaßnahmen mit Bedacht, nicht auf Teufel komm raus. Mit mineralischen Dämmstoffen, die ein besseres Brandverhalten haben und recycelbar sind. Es gibt Fassaden aus Verbundwerkstoff, wie Textilbeton, der ca. 80% Treibhausgas einspart. Natürliche Materialien wie Stein, Lehm oder Holz sollten verstärkt eingesetzt werden.

 

Der BDA fordert in seinem Positionspapier „Das Haus der Erde“ einen respektvollen Umgang mit dem Bestand.

SC: Ja! Durch Abriss geht jede Menge Rohstoffe verloren. Die wirtschaftliche Lebensdauer von Gebäuden von bisher 30 bis 50 Jahren muss verlängert werden, durch hohe Architekturqualität, aber auch durch eine neue Kultur des Pflegens und Reparierens. Gebäudeerhalt und Gebäudeumnutzung sind nicht unbedingt teurer als Neubau, der ist nur leichter zu kalkulieren.

 

Susanne Crayen. Foto ©Markus Luigs

 

Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Stadtstruktur?

SC: Wir benötigen eine stärkere Durchmischung der Stadtfunktionen, für eine Stadt der kurzen Wege. Das räumt Fußgängern, Radfahrern und dem öffentlichen Nahverkehr Priorität gegenüber dem motorisierten Individualverkehr ein. Gleichzeitig muss die Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume verbessert werden – so entstehen wieder lebendige Städte.

 

 

Was muss sich ändern?

SC: Wir sind als Kammervorstand im Gespräch mit den Ministerien, um Gesetzesänderungen herbeizuführen und Förderprogramme aufzulegen, die eine Umsetzung der genannten Forderungen begünstigen. Der Schwerpunkt der Fortbildungsveranstaltungen unserer Akademie sollte noch stärker auf nachhaltigem Bauen ohne Qualitätsverlust liegen.

 

Interview: Marcus Seibert für den BDA NRW

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