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Zwei Grad fürs Klima: Der 13. BDA-Partnertag in Düsseldorf

19. November 2018

BDA/Hotze
BDA/Hotze

Das Büro RKW in Düsseldorf, Gastgeber des 13. BDA-Partnertages, hatte eigens seine Cafeteria dafür freigeräumt, die Mitarbeiter mussten auf ihren gewohnten Platz zum Mittagessen verzichten. Überhaupt zog sich der Aspekt des Verzichts durch den ganzen Tag, der unter dem Motto „Das Zwei-Grad-Ziel: Was können Architekten, Ingenieure und Produkthersteller wirklich tun?“ stand. BDA-Präsidiumsmitglied Susanne Wartzeck erinnerte an das BDA-Klimamanifest, das sich nunmehr zum zehnten Male jährt. Angesichts des Neubaubedarfs von 1,5 Millionen Wohnungen erkannte sie einen handfesten Konflikt mit den Klimaschutzzielen, zu denen sich die Bundesregierung verpflichtet hatte.

Matthias Pfeifer von RKW stellte fest: „Wenn wir das Gute wollen, machen wir die falschen Sachen!“ Die Einsparung nach der jüngsten Verschärfung der EnEV betrage gerade mal einen Euro pro Quadratmeter pro Jahr im Neubau – eine zu vernachlässigende Dimension. Der Blick müsse sich vielmehr auf den Bestand richten: „Wo viel verbraucht wird, kann ich viel sparen!“ Moderator Thomas Welter mahnte an, die graue Energie zu berücksichtigen, und nannte ein Beispiel, bei dem lediglich das reine Rohbau-Tragwerk eines Bestandsgebäudes erhalten und ungenutzt wurde. Dennoch sei dabei so viel graue Energie eingespart worden, dass man dafür das komplette Gebäude 35 Jahre lang beheizen könne.

Die Architektin Katja Knaus vom Büro Yonder pflichtete ihm bei: „Abriss und Neubau sind reine Verschwendung. Die Wahrheit heißt Verzicht!“ Verzicht heiße: weniger bauen, wertiger bauen. Also: wertigere Produkte wählen.

Und damit war der Partnertag bei den Partnern angelangt. Das Konzept dieser Veranstaltung heißt, den Austausch zwischen Architekten und Herstellern auf Augenhöhe zu befördern. Keine Produktwerbung also – dazu gibt es Messen. Den BDA-Partnern gelang es, das Format in diesem Sinne zu nutzen. So sammelte ein Sanitärhersteller Sympathiepunkte mit seinem Claim: „Man braucht gar nicht so vieles. Nur das Richtige!“ Eine Vertreterin eines internationalen großen Unternehmens berichtete von einer förmlich aufgesetzten Nachhaltigkeitsstrategie, die zur Zeit 70 Prozent der Standorte umfasst; 95 sollen es werden. Es fiel der hübsche Begriff des „sektorialen Dekarbonisierungsansatzes“, selbst die täglichen Arbeitswege der Mitarbeiter würden „optimiert“. Anteilseigner und Kunden verlangten das, wusste die junge Businessfrau zu berichten.

Bei Mittelständlern sind solche großangelegten Programme quantitativ weniger wirksam, aber auch aus diesem Bereich wurden Bestrebungen zur Optimierung von Produkten, Produktion und Nutzung berichtet. Dass auch hierbei das große Ganze betrachtet werden muss und nicht das Bauteil für sich allein, zeigte sich beim Bericht eines Herstellers von Betonsteinen für den Außenbereich: Diese seien so klimagünstig wie Holzbauteile. Nicht berücksichtigt hatte er dabei allerdings den hohen energetischen Aufwand zur Herstellung des benötigten Zements.

Thomas Welter kristallisierte als Fazit die Begriffe Verzicht, Bestand und Kompass heraus – ein Kompass dafür, welche Maßnahme den höchsten Effekt hat. Die Rückfahrt mit der Bahn nach Berlin dauerte dann zweieinhalb Stunden länger als geplant: Eine Signalstörung in Essen-West legte den gesamten Ost-West-Fernverkehr lahm. Große Wirkung einer kleinen Ursache.

Benedikt Hotze