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Prof. Eckhard Gerber – Multimedia-Ausstellung zum 80sten und ein neues Buch

24. September 2019

Die Freude am Bauen, gute Architektur treibt den Professor noch immer um: Eckhard Gerber, aufgewachsen als Pfarrerssohn in Thüringen, war er schon als Junge vom Handwerk und praktischen Bauen fasziniert. Foto: Gerber Architekten/David Klammer

„Das sind immer die einfachen, klaren Dinge, die einen Menschen prägen“: Das Zitat an der Wand soll Wesentliches sagen über Eckhard Gerber, über seine Herkunft, seine Architektur, seine Verantwortung.

In mehr als fünf Jahrzehnten haben der Dortmunder Architekt und sein Büro an die 250 Projekte im In- und Ausland geplant und gebaut, mitunter bei Wettbewerben Architektur-Stars wie Hans Hollein oder Aldo Rossi hinter sich gelassen. Anlässlich seines 80. Geburtstages feierte die Ausstellung Eckhard Gerber „Konzept + Atmosphäre“ Premiere im neuen Baukunstarchiv NRW. Danach war sie im AIT-Architektursalon in Hamburg zu sehen, wanderte dann nach Berlin ins Architekturforum AEDES. Den Schlusspunkt hier setzte die Vorstellung eines neuen Buches über den Architekten Eckhard Gerber. Im Baukunstarchiv NRW in Dortmund wurde die neue Biografie jetzt mit einem Podiumsgespräch zum Thema „Stadtbild Dortmund“ der Öffentlichkeit präsentiert.

Faktenreich und einfühlsam beschreibt der Architekturkritiker Dr. Jürgen Tietz den persönlichen und architektonischen Werdegang von Eckhard Gerber, mit dem er mehrere Reisen zu Schlüsselwerken seines Architekturbüros Gerber Architekten unternahm.

Vom Klang der Architektur · Eckhard Gerber ist die Geschichte eines deutsch-deutschen Lebens, beginnend in einem protestantisch geprägten Pfarr- und Elternhaus in Thüringen, über ein Studium in Braunschweig bis zu der internationalen Bautätigkeit des Architekten mit Stammsitz in Dortmund. Mittlerweile schreiben Niederlassungen in Hamburg, Berlin, Riad und Shanghai die mehr als 50jährige Architekturgeschichte aus dem Hause Gerber fort. Die Musik war dabei ein steter Begleiter: früh schon hat Eckhard Gerber musiziert, noch heute spielt er Trompete. Seine Architektur besitzt nicht zufällig eine musikalische Dimension.

Die von Dr. Dieter Nellen und Dr. Jürgen Tietz herausgegebene Publikation umfasst neben dem biographischen Teil Beiträge von Falk Jaeger, Kaspar Kraemer, Gerhard Langemeyer, Rouven Lotz, Dieter Nellen, Sebastian Redecke, Christa Reicher, Dietrich Sattler, Wolfgang Sonne und Jörn Walter. Diese Kollegen, Wegbegleiter und Freunde beleuchten das Werk von Gerber Architekten im Kontext von Städtebau, Bau- und Wettbewerbskultur, von Kunst am Bau und nicht zuletzt in seiner gesellschaftlichen Verantwortung.

Eckhard Gerber – Vom Klang der Architektur

Dieter Nellen / Jürgen Tietz (Hg.)

Leinen mit Schutzumschlag
16,5 x 23,9 cm
256 Seiten, zahlr. farb. und s/w Abb.

Vom Klang der Architektur heißt die neue Biografie des auch international erfolgreichen Architekten Prof. Eckhard Gerber. Foto: Gerber Architekten, Fotograf Marcus Bredt.
Prof. Eckhard Gerber eröffnete im neuen Baukunstarchiv NRW seine Ausstellung zum 80. Geburtstag. Es war die erste Wechselausstellung am neu eröffneten Ostwall 7. Hier der Blick in den kleinen Lichtsaal im Obergeschoss des Baukunstarchivs NRW, der aktuell für Wechselausstellungen genutzt wird: Ein weißer Architektur- und Lichtpfad mit Modellen in der Mitte, beleuchtete farbige Fotos im Großformat rechts und links an den Wänden. Foto: sim

Ob der umgebaute U-Turm und das Harenberg City-Center in Dortmund, Energie- und Konzernzentralen, Landes-Funkhäuser, Universitäten und Staats-Bibliotheken, Konzertsäle, Forschungszentren, Schulen und einst die ersten Schmetterlingshäuser fürs Sauerland: Das Revier und viele deutsche Großstädte tragen Gerbers gestalterische klare Handschrift, die auf Öffnung setzt und immer den Stadt- und Landschaftsraum im Blick hat.

Schon als Kind konnte Eckhard Gerber stundenlang Baustellen beobachten, später half er in der dörflichen Schreinerei. Für seinen Traum vom Studium musste der Pfarrerssohn aus Thüringen allerdings raus aus der DDR. In Berlin nahm er die Straßenbahn gen Westen…

Eckhard Gerber, seit 1966 freischaffender Architekt. Vor zwei Jahren wurde das 50-jährige Bürojubiläum mit einer großen Werkschau in Berlin gefeiert. Foto: sim

Als Zwei-Mann-Büro fing Eckhard Gerber 1966 in Meschede an, die Menschen mit qualitätvollen Gebäuden zu überzeugen. Heute arbeiten 180 Kreative bei Gerber Architekten und noch immer treibt den Chef und Professor, der mehr als 30 Jahre lang auch den Uni-Nachwuchs die Kunst der Gestaltung lehrte, die Freude am Bauen an. Sein Dortmunder Büro Gerber Architekten, 1979 auf dem umgebauten historischen Tönnishof in Dortmund-Kley eröffnet, unterhält heute Standorte in Berlin, Hamburg, Riad sowie Shanghai. Der runde Geburtstag wurde allerdings in Dortmund gefeiert – „an einem tollen Ort“, mit einer eindrucksvollen Werkschau. Die überzeugt auch mit einer klaren Linie, mit einer schlicht-schönen Ausstellungsarchitektur (Konzept und Gestaltung: Heidi Knaut, Amran Salleh, Rodrigo Andaeta Torres/Hamburg).

Beispielhaft sind zehn Gerber-Großprojekte in Szene gesetzt – unter anderem Harenberg, der Umbau zum Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität, die King Fahad Nationalbibliothek in Riad, die Biologischen Institute der Technischen Universität Dresden oder auch der Um- und Anbau von Eckhard Gerbers Wohnhaus neben seinem Architekturatelier am Tönnishof in Dortmund. Die Modelle auf einem matt-weißen Licht- und Architekturpfad markieren die Mitte. An den Wänden sorgen großformatige Fotos der Bauten für die Farbe. Die Ausstellungsmacher haben sie auf Textil gezogen und so große Lichtkästen gebaut. Das Zusammenspiel sieht ziemlich spektakulär aus.

Eine riesige Regalwand wurde eigens für die Gerber-Ausstellung gebaut: Hier haben neue und alte Modelle von Gerber Architekten ihren Auftritt. Foto: sim

Aktuelle Bauten und Planungen füllen einen zweiten Raum, in riesigen – eigens gebauten – Regalen haben alte und neue Modelle ihren Auftritt. Im dritten Teil der Ausstellung bittet Eckhard Gerber die Besucher vors Fernsehen und in eine weiße „Lümmelecke“. Hier gibt der Architekt, der noch keinen Gedanken an seine Rente verschwendet, in einem Film sehr viel Persönliches preis. Dass die Jazz-Trompete das Geld fürs Studium einspielte, zum Beispiel. Oder die Mutter am Ende die zündende Idee hatte: „Studier‘ doch Architektur. Du kannst so schön bauen.“

GA_Einladung_Ausstellung_Konzept_und_Atmosphaere_digital