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Position zu Hochhausentwürfen – offener Brief

27. April 2018

Offener Brief – Dezernent Wiesner / Gestaltungsbeirat                                      

 

Sehr geehrter Herr Stadtbaurat Wiesner,

sehr geehrter Herr Prof. Westerheide,

die in den vergangenen zwei Wochen in der Presse veröffentlichten Vorhaben zu Hochhäusern in Bonn:  Investorenvorhaben des Herrn Asbeck „Kurt Schumacher Straße am Posttower“ und des Herrn Hohr „Erweiterung des Rheinpalais am Bonner Bogen in Beuel“ sind für uns Anlass, eine Diskussion über die Qualität der angebotenen Architektur zu fordern!

So sehr wir es begrüßen, dass nun auch die Stadt Bonn eine Hochhausstandortdiskussion darüber führen will, wo und in welcher Dimension solche städtebaulichen Hochpunkte sinnvoll sind, ja sogar die Stadtsilhouette bereichern können, so wenig können wir uns vorstellen, dass damit diese Hochhausprojekte, um es etwas drastisch auszudrücken, einfach „durchgewunken werden“.

Die Qualität der beiden genannten Projekte lässt, soweit man dies in den Abbildungen in der Tagespresse erkennen kann, deutlich zu wünschen übrig: Die Fassadengestaltung des Vorhabens „GreenGate“ wirkt belanglos, und es ist schwer nachzuvollziehen, dass dafür bereits eine Baugenehmigung erteilt wurde. Die erfreuliche Öffnung hin zu einer neuen Definition der Höhenentwicklung und „Körnung“ im ehemaligen Bundsviertel bietet die Chance einer erneuten qualitativen Diskussion, die durch ein adäquates Wettbewerbsverfahren sicher eine angemessene Grundlage erhalten könnte. Sollte es nicht gelingen, den Investor von einem Realisierungswettbewerb zu überzeugen, so wäre im Mindesten ein Fassadenwettbewerb zu fordern. Nachdem die Politik sich dazu entschieden hat, auch an anderer Stelle das Ergebnis einer Rahmenplanung für das Bundesviertel abzuwarten, wäre es sinnvoll, die Zeit zur Qualifizierung des Bauvorhabens zu nutzen.

Bei dem Vorhaben am Bonner Bogen auf der Beueler Seite steht zunächst die städtebauliche Situation im Fokus. Hier würde der Blick auf den für Bonns Alleinstellungsmerkmal entscheidenden Landschaftsraum „Siebengebirge“ deutlich beeinträchtigt werden. Dies wäre ein irreversibler Vorgang, den der BDA äußerst problematisch sieht. Bliebe ein hohes Haus an der Stelle als Abschluss des städtebaulichen Ensembles ein Wunsch der Politik, Verwaltung und Bürger, sollte dies kein Solitär werden, sondern aus der Blockbebauung des „Rheinpalais“ hervorgehen. Auch wenn der „klassizistische Fassadenansatz“ für Bürobauten wenig zeitgemäß anmutet, so kann man doch eine künftige Raumbildung ablesen. Die Schwächen, eine Bauweise aus dem vergangenen Jahrhundert auf die modernen Anforderungen des Bürobaus zu übertragen, sind schon im ersten Bauabschnitt im Detail zu sehen.

Wir freuen uns, dass sich der Oberbürgermeister Sridharan für aktuelle Bauprojekte interessiert und diese fördern will. Die Sicherung einer qualitativ überdurchschnittlichen Architektur sollte bei derart prominenten Bauvorhaben nicht hinten anstehen, sondern durch konkurrierende Wettbewerbsverfahren und die beratende Begleitung des Gestaltungsbeirats gewährleistet werden.

 

Der Vorstand des BDA Bonn-Rhein-Sieg am 20. April 2018

Ines Knye (Vorsitzende), Nikolaus Decker, Jürgen von Kietzell, Paul Martini, Ralph Schweitzer